Montag, 6. April 2015

Die Leiden der jungen Tante | Umzug




Ich möchte ja jetzt gerade an Ostern mein Leiden nicht mit dem unseres Herrn Jesus Christi vergleichen, aber mein Leben ist jetzt auch nicht leicht. Momentan habe ich nämlich eine wahnsinnig gute Ausrede für diesen allzu stillen Blog (der mir eigentlich doch schon sehr am Herzen liegt, aber meine stiefmütterliche Art im Allgemeinen und Speziellen wurde schon an anderer Stelle erwähnt...):
Ich und er ziehen um. Nach inzwischen jahrelangem Pendeln und mühsamen Überlegungen, haben wir den Schritt gewagt in ein winziges Dorf ohne jeglichen sozialen Anschluss zu ziehen, um unseren Arbeitsort näher zu sein und damit vor allem ich am Abend in ein Heim kommen kann. Dieses ständig zwischen zwei Orten hin- und hergefahre tut einer introvertierten Person wie mir, die dringend einen Rückszugsort braucht, nicht gut und ich hoffe außerdem, dass mit verbesserter Wohnsituation auch etwas mehr Leben hier einzieht. Es gibt nämlich mehr als ein Buch über das ich gerne ein paar Worte verlieren würde und ich denke, die zukünftige soziale Abgeschiedenheit wird die Kommunikation mit den Weiten des Internets noch etwas verlockender gestalten, als sie es sowieso schon ist.





Jedenfalls Umzug. Eher eines von den  mühsamen und undankbaren Abenteuern an deren Ende keine Prinzessin wartet. Und ich bin leider keine von diesen laissez-faire Wunderfräuleins, die während sie leichte Konversations betreiben und ein 7-Gänge Menü zubereiten, nebenher auch noch das bisschen Umzug machen. Ich bin vom anderen Ende des Spektrums - verkrampft, übellaunig, hungrig (weil alles Essbare schon verpackt wurde) und am Schluss funktioniert gar nichts. Ein Tausendsassa auf meinem Gebiet eben.
Ich mag Ordnung. Ich mag es, wenn Ding ihren Platz haben. Und es gibt einfach bei jedem meiner Umzüge den Punkt-of-no-return wo ich mitten im Chaos wohne, egal wie gut ich vielleicht nicht geplant hat. Denn während des fröhlichen-in-die-Kisten-Räumens vermehrt sich auf unerklärliche Weise Zeug, anstatt nach den anerkannten Gesetzen der Physik weniger zu werden. Und ich meine wirklich nur Zeug - man hat nicht plötzlich mehr Bücher, über die man sich freuen kann oder wunderschöne Kleider, die man noch nie gesehen hat. Nein - hier sind lauter Haufen aus Büroklammern, halb abgebrannten Kerzen, Cremetuben, Handspiegeln, vereinzeltem Werkzeug, Zauberstäben, Überraschungseierinhalten und ähnlich unsinnigem Zeug und noch mehr Zeug. Und ich laufe wie eine traumatisierte Obdachlose (authentisch in meiner letztbesten Kleidung, weil die guten Sachen sind ja schon verpackt bzw. müssen für die kommenden Wochen geschont werden, wegen zweifelhafter Waschmaschinen Situation) Slalom zwischen diesen Haufen und murmle zornig Unverständliches vor mich hin. Zusätzlich züchte ich mir hier gerade wahrscheinlich ein (für die traumatisierte Obdachlose ebenfalls authentisches) Alkoholproblem an, weil mich erstens die Verzweiflung immer früher zur Flasche greifen lässt und zweitens auch der praktische Gedanke, dass alles was leer ist nicht umgesiedelt werden muss. Ha!


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