Samstag, 14. Februar 2015

Roman | Der Trafikant von Robert Seethaler


Österreich 1937. Der 17 jährige Franz Huchel verlässt sein Heimatdorf in Oberösterreich Richtung Wien um dort in einer Trafik das Rauch- und Zeitungsgeschäft zu lernen. In Wien lernt Franz seine erste unglückliche Liebe und den berühmten Siegfried Freud kennen. Und während in Franz versucht mit seinem stürmischen Innenleben fertig und sein Leben zu leben, beginnen weltpoltische Ereignisse die ganz Europa für immer verändern werden.


Roman. Kein & Aber, Zürich 2012



Diese Buch musst ich schon allein wegen dem Titel lesen. Weil ich meine Trafiken vermisse, obwohl ich schon seit einer Weile nicht mehr rauche. Die Trafik ist eine Instition, in Wort und Ort etwas ur-österreichisches.
Und auch wenn die Trafik keine sentimentalen Gefühle in einem hervorruft (sondern vielleicht eher Stirnrunzeln), so lohnt sich das Lesen des kleinen Büchleins durchaus aus.
Robert Seethaler beschreibt hier das Erwachsenwerden eines jungen Mannes in einer Zeit, die mit größeren Problemen beschäftigt ist. Und gerade darin liegt der Wert dieses Romans - indem er ein Schlaglicht auf ein scheinbar kleines Schicksal wirft, wie es zigtausende gab. Viele Namen und Schicksale sind vergessen, viele Grausamkeiten unter Nachbarn und auch Mut und Stirn bieten der Kleinen gegen die Großen. Franz ist naiv, gutgläubig und stolpert gerade seine ersten eigenständigen Schritte.
Der Autor verbindet ein Einzelschicksal mit dem Weltgeschehen durch die Freundschaft zwischen Franz und Sigmund Freud, der kurz davor ist Wien verlassen zu müssen. Leider ist diese Verbindung, wie auch die Freundschaft zu dem Trafikanten Otto Trsnjek die Schwachstelle des Romans. Während die innerne Aufwühlungen von Franz und auch seine unglückliche Liebe zur schönen und herzlosen Böhmin mit der Zahnlücke durchaus nachfühlbar sind, so fallen seine "Männerfreundschaften" seltsam flach. Mir wurde nicht klar warum Franz unbedingt mit Sigmund Freud befreundet sein will, außer das dieser Kunstgriff eine Brücke zwischen Franz und Welt schlägt und daher nur für den Leser oder die Botschaft wichtig ist. Auch zu dem Trafikanten Otto Trsnjek will sich bei mir als Leserin keine echte Verbindung aufbauen, bleibt er doch fast bis zu letzt eine Randfigur. Aber vielleicht hilft einem auch diesere innere Abstand vor den vielen trauigen Verlusten in diesem Buch.











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