Sonntag, 16. Februar 2014

Klassischer Krimi | Inspector Morse


Inspector Morse ist nicht ganz so ein alter (aber wirklich geliebter) Hut, wie die Krimis die ich sonst lese, aber wirklich frische Ware biete ich hier auch nicht an. Trotzdem muss Morse hier einmal erwähnt werden, besonders nachdem ich gerade vor kurzem wieder einmal einen Band gelesen habe und mir die speziellen Eigenheiten dieses Inspectors wieder frisch in Erinnerung sind.

Inspector Morse ist eine Erfindung des britischen Autors Colin Dexter, der zwischen 1975 und 1999 dreizehn Bände mit Morse in der Hauptrolle schrieb. Colin Dexter selbst studierte "klassische Kulturen" (d. h. die Kultur, Sprache, Philosophie, Kunst etc. der römische und griechische Antike) in Cambridge um dann später zu unterrichten. Die universitäre Bildung des Autors merkt man oft an der Wortwahl selbst. Da kann man wunderbar verschraubte Sachen lesen, wie zum Beispiel:

"His sullen, dolichocephalic face could have been designed by some dyseptic El Greco, [...]"
(Daughters of Cain)

Aber auch Morse selbst hat einiges an intellektuellem Dünkel zu bieten: Er fährt einen Jaguar, liebt klassische Musik (besonders Wagner), Poesie, schwierige Kreuzworträtsel und trinkt (durchaus auch schon zu früher Stunde) gerne britisches Ale. Er hatte ursprünglich ein Stipendium für die Universität, verlor dieses jedoch aufgrund von schwachen Noten nach einer unglücklichen Liebesaffäre. Aber auch ohne Abschluss ist Morse überdurchschnittlich intelligent und hat eine Päckchen mit Vorurteilen und festen Ansichten. Er wirkt oft egoistisch und launisch, trotzdem offenbart sich auch oft eine sanfte Seite. Der klassische geniale Eigenbrödler mit starkem Gerechtigkeitssinn und Pech bei den Frauen.
Ihm zur Seite steht Detective Sergeant Lewis; aus der Arbeiterklasse stammend und auch sonst mehr das Gegenteil von Morse, ist er unverzichtbar für ihn. Oft leidet man mit Lewis, wenn Morse mit ihm besonders launisch umgeht, aber dann merkt man wieder an kleinen Dingen, wie sehr sich die beiden schätzen - vergleichbar vielleicht mit der klassischen Holmes und Watson Freundschaft.
Die Krimis selbst sind langwierig und vielschichtig. Ich muss ehrlich zugeben, dass es manchmal schwierig ist Morse Lösungswegen zu folgen, aber es macht (zumindest mir) eine wahnsinnige Freude die Beschreibungen der Stadt (Oxford) und der einzelnen Charaktere zu lesen. Hier fällt keine der handelnden Personen flach aus und ihre Motivation sind nachvollziehbar. Oft passieren mehrere Erzählstränge nebeneinander, die sich erst zum Schluss zu einem Ganzen verbinden und eine Lösung präsentieren.

Morse wurde übrigens auch verfilmt mit dem großartigem (und leider verstorbenen) John Thaw in der Hauptrolle. Danach wurde eine Serie mit Lewis in der Hauptrolle entwickelt (die stimmigerweise auch "Lewis" heißt). Außerdem ist es ja gerade wahnsinnig modern, die Vorgeschichten zu diversen Klassikern zu drehen und daher gibt es jetzt auch eine Miniserie namens "Endeavour", die Morse in jungen Jahren zeigt. Alle drei Serien sind wirklich gut gemacht und ein schönes Kontrastprogramm zu hunderttausend CSI Varianten, wenn man denn gerne mal einen Krimi schaut. Und dann sollte es natürlich ein Englischer sein ;)


Inspector Morse "Trailer"