Sonntag, 26. Mai 2013

Saturday Night Fever




Herein spaziert, herein spaziert, meine Damen und Herren! Lassen sie sich berauschen von Glanz und Gloria mit Tee und Häkelsachen. Nichts für schwache Nerven...


Nach längerer Zeit wieder einmal etwas anderes, ein kleiner Einblick in mein aufregendes Leben sozusagen. Ich habe ein Buch fertig gelesen und zwar "Three men in a boat" von Jerome K. Jerome, aber ich habe irgendwie nicht viel dazu zu sagen. Ein Klassiker des englischen Humors, der sicher lesenswert ist, aber mich jetzt auch nicht vor Lachen nach Luft schnappen ließ. Eine schöne leichte Lektüre für zwischendurch und vielleicht eine besondere Empfehlung für Hundefreunde, einfach weil mich der Hund Montmorency am meisten begeistert hat.

Jedenfalls habe ich diesen Samstag meinen shuyao teamaker inklusive 17 Teepröbchen von der Post geholt und das Ding gleich mal ausprobiert. Spaß, Spaß, Spaß ist mein Wochenendmotto...
Angefixt dazu wurde ich übrigens von meiner neuen Youtubeliebe namens Steffi aka SternchenStar2010, die wunderbare, ewig lange Videos über Bücher und alles mögliche andere macht und der ich stundenlang zuhören könnte. Unser Büchergeschmack überschneidet sich allerdings nur bedingt, aber man sollte ja auch mal über den eigenen Tellerrand schauen, nicht wahr?
Jedenfalls hat sie dieses shuyao Dingens hier vorgestellt (sie hat wiederum durch eine andere Youtuberin davon erfahren) und ich habe sofort die Ohren gespitzt. Nachdem ich eine leidenschaftliche Teetrinkerin bin und zumindest momentan viel unterwegs, war das einfach perfekt - speziell da es echt schwierig ist einen wirklich dichten Thermobecher zu finden. Jedenfalls bin ich eine Weile um das Ding herumgeschlichen (also virtuell auf der Webseite) und habe mir dann das Starterset bestellt und bis jetzt (nach doch einem ganzen Tag) bin ich durchaus überzeugt mir da etwas Gutes gegönnt zu haben. Also der Becher ist dicht, liegt gut in der Hand und der Tee fließt total angenehm "weich" aus dem Becher (klingt komisch, ist aber so). Zu den Tees kann ich jetzt noch nicht so viel sagen. Ich hätte mir etwas mehr Schwarztee gewünscht, aber gut.












Die kleinen Teeportionen verbleiben (eingebautes Sieb machts möglich) die ganze Zeit im Wasser und laut Anbieter bittern sie nicht nach und lassen sich bis zu 5x aufgießen.  Das funktioniert angeblich deswegen, weil der Tee aus ganzen Blättern besteht und diese ihre Aromen nicht ganz so schnell abgeben, weil es weniger "Bruchstellen" gibt - so oder so ähnlich zumindest. Ich stehe der mehrmaligen Aufgießerei etwas skeptisch gegenüber, kann aber noch keine feste Meinung dazu abgeben. Bisher hab ich nur einen Tee ausprobiert - fruit delight (Zitronengras, rote Beere, Früchte). Hat sehr interessant nach Zitronengras mit einer leichten Kaugumminote (Bazooka) geschmeckt. Beim zweiten Aufguß hat man eigentlich nur mehr das Zitonengras gemerkt und der dritte Versuch war dann schon mehr als langweilig. Bitter war der Tee jedenfalls nie. Hat jemand Erfahrung mit shuyao? Vielleicht Teeempfehlungen für mich? Eigentlich ist ja Schwarz- und Grüntee vor allem meine Welt.
Ein Buch mit Tee in einer gewichtigen Rolle möchte ich an dieser Stelle aber auf alle Fälle empfehlen, weil es eines meiner Lieblingsbücher ist:





Aber Tee war nicht die einzige Aufregung diese Wochende! Ich habe auch mein erstes Häkelpüppchen fertig gestellt (Muster findet man hier bei Etsy. Die Nahtstellen sind noch mehr als holprig (der Schal ist bitter nötig um das Übelste zu kaschieren), aber insgesamt bin ich doch recht stolz auf mein Werk. Es wird jetzt bald die Reise zu einer süßen, kleinen Anverwandten antreten, die hoffentlich noch nicht kräftig genug ist, meine "Zusammennähkünste" wirklich zu testen.


Lalylala Drache Dirk


Und bitte - hat jemand gewußt, dass Oregano in solchen Familienpackungen gibt? Ein Wahnsinn. Das wird mir, die ich den Oregano-geht-immer-Zwang habe, das Leben ungemein erleichtern.


























Montag, 20. Mai 2013

Die Austen Abenteuer #2 - "Verstand und Gefühl"






                                                                                                          Die Austen Abenteuer...



oder "Was würde Elinor Dashwood tun?"


"Sense & Sensibility" beziehungsweise "Verstand & Gefühl" ist das Zweite von Jane Austen geschriebene Buch und sie macht hier doch einen ziemlich komplexen Sprung in der schriftstellerischen Weiterentwicklung im Vergleich zu Northanger Abbey.

"I considered the past: I saw my own behaviour, since the beginning of our acquaintance with  him last autumn, nothing but a series of impudence towards myself, and want of kindness to others. I saw my own feelings had prepared my sufferings, and that my want of fortitude under them had almost led me to the grave" (Marianne Dashwood)



Pinguin Classics; Gestaltung Coralie Bickford-Smith
In dem Roman geht es vor allem um das Geschwisterpaar Elinor und Marianne Dashwood. Zu Beginn werden wir mit ihren veränderten Lebensumständen konfrontiert: Ihr Vater ist plötzlich verstorben und obwohl dieser durchaus gut situiert war, sind die beiden, inklusive ihrer Mutter und der kleineren Schwester, nun auf sehr magere Mittel angewiesen. Aufgrund den Bestimmungen und Vorstellungen der damaligen Zeit, dass ein erstgeborener Sohn immer mehr Rechte hat, wird alles ihrem Halbbruder John Dashwood vermacht. Der Vater ringt diesem zwar am Todesbett noch das Versprechen ab, sich um seine Familie zu kümmern, doch Geiz und seine Frau lassen ihn dieses Versprechen bald vergessen.
Die Familie lebt noch eine Weile mit John auf dem familiären Anwesen, da sie so plötzlich keine neue Unterkunft finden können. Während ihres Aufenthaltes kommt der Bruder, Edward, von Johns Ehefrau Fanny zu Besuch und es wird offensichtlich, dass Elinor und Edward von Tag zu Tag immer mehr Gefallen aneinander finden. Diese Bindung von Seiten seiner Familie strikt abgelehnt, wie Fanny Elinors Mutter deutlich macht. An dem Tag, als Elinor mit ihrer Familie Richtung neue Heimat zieht, hat Edward noch immer nicht den entscheidenden Schritt gewagt und obwohl Elinor sich seiner Liebe sicher ist, gibt es doch keine Gewißheit.
Elinor und ihre Familie bekommen von einem anderen Verwandtschaftszweig das Angebot ein kleines Cottage zu mieten.  Die Dashwoods nehmen diese Gelegenheit wahr und ziehen in eine komplett fremde Gegend und werden dort aber sehr herzlich aufgenommen. Marianne macht hier dann schon bald ihre erste Eroberung  - Colonel Brandon scheint vom ersten Augenblick sehr von ihr fasziniert zu sein, stößt dabei aber auf wenig Gegenliebe. "Zu alt" ist das klare Urteil der 17 jährigen Marianne gegenüber einem Mann über 30. Außerdem trifft Marianne nach einem kleinen Unfall auf Willoughby, einem gut aussehenden und stürmischen Charakter ganz nach Mariannes Geschmack, der ihr Herz sofort erobert. Ihre Umgebung erwartet ganz klar einen baldigen Hochzeits Termin, doch  Willoughby bricht eines Tages seinen Aufenthalt unvermittelt ab, ohne klare Tatsachen zu schaffen.
Beide Dashwood Mädchen werden also in ähnlichen Situationen zurück gelassen und beide müssen noch einige unschöne Entdeckungen und Erfahrungen machen, doch gehen sie damit gänzlich unterschiedlich um...

Das große Thema dieses Romans ist ganz deutlich Verstand versus Gefühl und dabei ist Elinor Verstand und Marianne ist Gefühl. Beide befinden sich in ähnlichen Situationen, doch während Marianne auf sehr dramatische Weise ihrer Freude und auch ihrer Trauer freien Lauf lässt und somit alle Aufmerksamkeit auf sich zieht, leidet Elinor sehr leise. Sie wird gezwungen aus ihrem Schmerz  ein Geheimnis machen, teils aufgrund eines Verprechen, teils  aus Rücksicht auf ihre Familie. Als Leserin mocht ich beide Mädchen, obwohl man mehr Sympathien mit Elinor hat, als mit Marianne (die ohnehin schon von allen beachtet wird). Ich glaube auch Jane Austen hat ihre Elinor sehr gemocht und das fühlt man einfach beim Lesen. Wobei sie die unterschiedlichen Charaktere sich sehr gekonnt in den Verlauf der Geschichte wiederspiegeln - Marianne nimmt sehr viel Platz ein, während Elinors Geschichte sehr viel ruhiger und subtiler nebenher verläuft. Was mich sehr fasziniert und auch (neben meinem romantischen Herz) eine der Hauptgründe dafür ist, warum ich dieses Buch so sehr liebe, ist, dass die Beziehung zwischen Elinor und Marianne so wundervoll ist und dass es eigentlich mehr um diese beiden Mädchen/Frauen und ihre Entwicklung geht, als um romantische Verwicklungen. Beide Figuren brauchen keinen männlichen Konterpart um interessant zu sein. Eine meiner Lieblingszenen des Buches ist relativ am Schluß, in der sich Marianne bei Elinor für ihr Verhalten entschuldigt. Wobei ich nicht denke, dass Jane Austen hier nur ein Plädoyer für den "Verstand" geschrieben hat, sondern es durchaus auch dafür einmal laut seine Gefühle zu zeigen. Ich war als Teenager sicher mehr ein Marianne (zum Beispiel hatte ich mit meinem Liebesleben mit 16 abgeschlossen, da mich der Auserwählte so gar nicht beachtet hat und sich ein zweites Mal zu verlieben für mich nicht in Frage kam. Schließlich liebt man nur einmal, nicht wahr) und inzwischen versuch ich mehr eine Elinor zu sein. Aber Mariannes Euphorie und ungefiltertes Erleben muss und soll auch einen Platz haben.

"... and she thought with the thought with the tenderest compassion of the violent sorrow which Marianne was in all probability not merely giving way to as a relief, but feeding and encouraging as a duty."

Den einzigen Minuspunkt gibt es von mir für Colonel Brandon, der ja anscheinend von Anfang an Marianne verfallen ist. Man erfährt von seinem Gefühlszustand hauptsächlich durch andere, da er selbst eher von der ruhigeren Sorte ist. Es hat sich für mich während der ganzen Geschichte nicht erschlossen, warum gerade er Marianne so bevorzugt - speziell nachdem man mehr über Brandon erfährt und wie es zu seinem eher melancholischen Charakter kam. Es wäre für mich persönlich nachvollziehbarer gewesen, wenn er zwar besonderen Anteil an ihrem Schicksal genommen hätte, aber nach seinen eigenen Erfahrungen und weil er hauptsächlich  mit Elinor Zeit verbringt (notgedrungen, da Marianne nicht an ihm interessiert ist), hätte er eigentlich logischerweise Elinor sein Herz schenken müssen. Aber das hätte die ganze Geschichte durcheinander gebracht und am Schluß werden beide Dashwood Schwestern bekommen, was sie sich wünschen. Darauf kann man sich bei Jane Austen verlassen und das ist auch gut so.

Jedenfalls eine große Empfehlung von mir und alle für die Northanger Abbey vielleicht etwas zu simpel gestrickt war, können sich hier auf eine etwas komplexere Handlung freuen.

Falls jemand Lust hat sich etwas über die Zeit in der Jane Austen gelebt hat zu informieren - hier eine wunderbare Seite: Jane Austen's World























Sonntag, 12. Mai 2013

Jonathan Strange & Mr Norrell von Susanna Clarke



Auf "Jonathan Strange & Mr Norrell" - den Debutroman von Susanna Clarke - wurde ich aufmerksam, weil es als eine Kombination von Fantasy und Jane Austen angepriesen wurde. Sehr wichtige Schlagworte für mich... Könnte ich die Motorik meiner Augebrauen voneinander trennen, hätte ich interessiert und skeptisch EINE Augenbraue elegant angehoben und hätte vielsagend gemurmelt, "Du, lieber über 900 Seiten Wälzer, hast mein Interesse geweckt. Ich mag ein Buch mit Rundungen". So aber habe ich aus Unfähigkeit beide Augenbrauen verkrampft hochgezogen und mit einem Ausdruck völliger Überraschung (als wäre ich meiner Sinne nicht ganz Herr) das Buch flux auf den verflixten Kindle geladen. In diesem Fall nicht der schlaueste aller Einfälle - dicke Wälzer mit Fußnoten machen sich irgendwie nicht so gut als elektronisches Buch. Es ist frustrierend so gar kein physisches Erfolgserlebnis nach dieser Seitenanzahl zu haben, das mit den Fußnoten kann man eigentlich vergessen und die Illustrationen sind auf Papier wahrscheinlich auch schöner. Und es ist ein gutes Buch. Ein Buch, das man sich durchaus auch in "echt" kaufen kann.

 





Die Geschichte spielt in Europa (Hauptschauplatz England) im 19. Jahrhundert zur Zeit der Napoleonischen Kriege. Richtige Magie ist schon lange nicht mehr praktiziert worden und man beschränkt sich auf Theorien über Zauberei mit allen möglichen philosphischen Nebengedanken. Nur die wichtige Grundfrage "Warum gibt es keine praktische Anwendung von Magie mehr in England?" wird tunlichst vermieden. Außerdem sieht es so aus, als wäre die Fragestellung mittlerweile auch so nicht mehr richtig.
Denn ein gewisser Mr Norrell hat es im Alleingang geschafft, Magie wieder aufleben zu lassen. Stolz und auch etwas verbissen über diese Errungenschaft, möchte er dieses Wissen mit niemanden teilen (fast alle Bücher über Magie befinden sich in seiner Bibliothek), aber auch sein Können in den Dienst des Allgemeinwohls stellen. Nur nimmt ihn am Anfang niemand ernst und er sieht sich gezwungen mit Hilfe einer Elfe (fairy) ein spektakuläres Zauberkunststück zu vollbringen, mit dem er manchen dunklen Stein ins Rollen bringt. Kurzfristig erreicht er aber sein Ziel, als Magier anerkannt und gesucht zu sein.
Jonathan Strange wiederum ist ein junger Mann, der eigentlich so gar keine wirklichen Ziele hat und eher durch Zufall zur Magie kommt. Überraschenderweise nimmt Mr Norrell Jonathan als seinen einzigen Schüler an und die beiden verbindet im Laufe der Geschichte so etwas wie eine unzertrennliche Hass-Liebe.
Während die sie gemeinsam für England Magie betreiben (die zwar funktioniert, aber eigentlich weiß niemand genau WIE sie funktioniert), brauen sich über und direkt neben ihnen dunkle Wolken zusammen, die beide nicht bemerken. Eigenartige Begebenheiten und eine dunkle Prophezeiung werden von den ach so begabten Herren einfach ignoriert. Erst als alles zu spät scheint, werden die wahren Begebenheiten von manchen Ereignissen entdeckt und es wird klar, dass Magie einiges mehr ist, als bisher vermutet.

Zuerst sei gesagt: Ja, das Buch ist lang und streckenweise etwas arg in ins Detail und Ausführliche gehend. Aber im Großen und Ganzen hat man hier ein gut recherchiertes Buch (die magische Geschichte ist in unsere reale Geschichte des 19. Jahrhunderts eingeflochten), mit entwickelten Charakteren und einer durchdachten Verflechtung mehrerer Erzählstränge zu einem Ganzen. All diese Dinge brauchen eben ihren Platz. Und auch die öfters bemängelnden Fußnoten sind im Grunde ein sehr praktische Methode, der geneigten Leserin Informationen zuzuspielen, ohne den Erzählfluß zu stören und mit konstruierten Dialogen (die so einfach nicht stattfinden würden) Erklärungen für gewisse Umstände zu liefern. Kurz gesagt, man sollte sich auf das Buch einlassen, so wie es ist: ein Buch mit vielen Seiten. Und dann kann es wirklich Freude machen:

Die Charaktere stehen auf eigenen Füssen und auch wenn man nicht alle Details der Lebensgeschichte jeder Person weiß, so sind Handlungen und Motivationen durchaus nachvollziehbar, obwohl hier keine zweidimensionale Schwarz-Weiß-Malerei betrieben wird. Weder Strange noch Mr Norrell sind gänzlich gut oder böse, sondern sehr menschlich mit ihren spezifischen Eigenschaften. Magie ist in diesem Roman nicht einfach der Motor, der die Geschichte antreibt und bei unglaublichen Verwicklungen zur einfachen Problemlösung herangezogen wird. Es werden hier nicht die klassischen Zutaten des Fantasygenres zum ewig gleichen Geschichtenbrei verbraten, sondern hier entsteht etwas eigenes; eine originelle Idee von Zauberei mit Quellen aus Mythen und Volkssagen. Magie ist hier eine "universelle Sprache", die nicht aus unserer Welt stammt.

Was mich als Jane Austen und Charles Dickens Fan zusätzlich begeistert hat, ist, dass Susanna Clarke in ihren Beschreibungen und Dialogen den "richtigen Ton" trifft und mit genau der richtigen Prise an (zur Farce) erstarrten Höflichkeitsroutine und  trockenen Humor (der mich speziell an Jane Austen erinnert hat) arbeitet.


"These ladies and gentlemen, visitors to the city of Venice, were excessively pleased with the Campo Santa Maria Formosa. They thought the facades of the houses very magnificent- they could not praise them highly enough. But the sad decay which buildings, bridges and church all displayed seemed to charm them even more. They were Englishmen and, to them, the decline of other nations was the most natural thing in the world. They belonged to a race so blessed with so sensitive an appreciation of its own talents (and so doubtful an opinion of any body else's) that they would not have been at all surprised to learn that the Venetians themselves had been entirely ignorant of the merits of their own city- until Englishmen had come to tell them it was delightful."



Eine Empfehlung an alle Fantasy Freunde, die sich gerne einmal zwischendurch die Zeit für ein Buch der etwas anderen Art nehmen - nur ein dickes Buch (keine 278 Bände ohne ersichtliches Ende), ohne Drachen und blutige Kriegszenen*, dafür mit einer gut geschriebenen, interessanten Geschichte über menschliche Irrungen und Zauberei. Viel Freude damit.


Arthur Rackham, 1920
 


Auf Deutsch ist das Buch "Jonathan Strange & Mr. Norrell" 2005 beim Berliner Taschenbuch Verlag erschienen.

*Nicht falsch verstehen - ich liebe klassische Fantasy mit Drachen, Magie und dem restlichen Brimborium. Aber man kann nicht jeden Tag Schnitzel essen. Obwohl...

Sonntag, 5. Mai 2013

Rabenbrüder von Ingrid Noll



Dieses Buch war ein schneller Verzweiflungskauf um halb sechs Uhr in der Früh. Kurz vor einer Bahnfahrt habe ich bemerkt, dass ich nichts zum Lesen eingepackt habe und musste dann mit einem Hirn, das allerhöchstens zu einem Drittel hochgefahren war, die schwere Entscheidung eines Buchkaufs bewältigen. Irgendwie konnte ich mich Dunkel erinnern, dass ich schon einmal etwas von Ingrid Noll mit Wohlgefallen gelesen habe und ein Krimi geht in meiner Welt eigentlich immer.




Laut Klappentext wird eine eine dunkle Familiengeschichte versprochen, in den Hauptrollen verträumter Paul, sein Bruder, der junger, lebenslustiger Achim, und ein Totenschmaus.
Es war vor allem die Eifersuchtsbeziehung der beiden Brüder, die mich dazu gebracht hat das Buch dann auch zu kaufen. Nachdem ich selber Geschwister habe, kenne ich das Aschenbrödelsyndrom in diesem Fall sehr gut - wobei ich dabei auch mit dem Finger auf mich selber zeige. Ist es nicht so, dass man selbst die ganze "harte" Arbeit hatte, während die Geschwister auf den Ball gingen? Und wer ist daran Schuld? Natürlich die Eltern, die immer die anderen bevorzugt haben. Ingrid Noll bschreibt die Lächerlichkeit dieses Verhaltens sehr gut und zeigt geschickt, wie peinlich es ist, wenn sich erwachsene Menschen unreflektiert an den angeblichen Fehlern der Eltern schadlos halten.
Leider fällt der Rest der Geschichte dann etwas flach. Die anfangs scheinbar undurchsichtigen (und teilweise recht konstruierten) Verwicklungen werden realtiv rasch aufgelöst, wobei aber die Entwicklung der Charaktere und ihre Beziehung untereinander etwas auf der Strecke bleibt. Eine wichtige Rolle spielt zum Beispiel Pauls Frau, die als extrem unterkühlte und strebsame Karrierefrau (ohne wirkliche Karriere) vorgestellt wird. Die Ehe zwischen beiden scheint distanziert, was vor allem in trauigen und wiederkehrenden Bildern eines aus Brot und Frischkäse bestehenden Abendessens illustriert wird. (Natürlich ist Pauls Geliebte das genaue Gegenteil der erstarrten Frischkäsefrau - sinnlich und schlampig.) Ganz am Anfang der Geschichte entdeckt Pauls Frau seine Affäre. Dieser Umstand bildet eine Art Nebengeschichte zu den sich häufenden Todesfällen, aber entwickelt sich dann auch nicht groß. Irgendwie scheinen die beiden Eheleute dann im Laufe der dramatischen Ereignisse wieder näher aneinander zu rücken, aber was die beiden aneinander bindet bleibt schleierhaft.
Ich persönlich hätte mir auch mehr Hintergrund zu Achim gewünscht und was ihn eigentlich antreibt. Es wird zwar ein dramatisches Ereigniss seiner Kindheit beschrieben und Befürchtungen seiner Mutter werden angedeutet, aber es bleiben doch ein paar Fragezeichen. Wahrscheinlich wäre es für mich da schon einfach gut gewesen, der Mutter etwas mehr Raum und Fleisch zu geben. Mütter sind wichtig und als Anfang und Hauptschuldige aller unserer Vergehen, sollte man sie zumindest genug zu Wort kommen lassen. (Das war jetzt mein Wort zum baldigen Muttertag).

Aber eigentlich laufe ich  hier in die falsche Richtung und bevor ich noch den zu wenig ausführlich beschriebenen Blumentopf auf Seite 38 kritisiere, sollte auf alle Fälle eines gesagt werden: es ist ein gutes Reisebuch. Und weil es überschaubar ist, kann man es leicht in Einzelheiten zerpflücken und das ist wahrscheinlich mehr als unfair. Nachdem ich gerade in einem 1000 Seiten Schmöker feststecke, der ruhig ein paar Seiten verlieren könnte, muss ich Ingrid Noll ein großes Lob für den Mut zur Kürze aussprechen. Es ist warscheinlich oft zu verlockend, sich zu sehr im Detail zu verlieren, anstatt der Leserin etwas eigenen Raum zum Ausfüllen zu geben. Jedenfalls eine Empfehlung für eine Bahnfahrt, aber wahrscheinlich sollte man sich Ingrid Noll besser mit einem anderen Buch annähern.



Ingrid Noll, Rabenbrüder, 2003, Diogenes Verlag

Freitag, 3. Mai 2013

Es wurde verlost...



Spät aber doch, schaffe auch ich altes Tantchen mal den glücklichen Gewinner zu verkünden. Die erste (und hoffentlich nicht die letzte) wildfremde Person, die ich mit einem meiner Lieblingsbücher beglücken darf. Ich habe ja gar nicht geahnt, dass ich mit diesem Blog auch meinen Geschmacksterrorismus voll ausleben kann ;) Jedenfalls habe mich irre gefreut, dass ich doch ein paar Kommentare hatte und überzeugt haben mich alle (und sobald ich den Goldtopf finde kriegen alle anderen auch ein Buch). Die Lösung war dann Zettelchen mit euren Namen zu beschriften und so blind auszulosen. Es war eine aufregende Zeremonie und ich freu mich nun die glückliche Gewinnerin bekannt zugeben....



Franziska Hering









Ich hoffe du freust dich & ich verständige dich natürlich auch noch über email und dann klären wir alles weitere.