Mittwoch, 3. April 2013

Drei Männer im Schnee von Erich Kästner





Erich Kästner 1899 - 1974




Eine weiter Empfehlung in Sachen "Wohlfühl-Bücher". Erich Kästner steht bei mir sowieso hoch im Kurs, obwohl ich grundsätzlich seine Kinderbücher bevorzuge. Trotzdem beweisen "Drei Männer im Schnee" alle grundsätzlichen Kästner Qualitäten.







Es ist eine Verwechslungskomödie, die hier beschrieben wird (und auch 1955 verfilmt wurde). Ein Millionär will sich von den Fesseln seines Standes befreien und macht anonym bei seinem eigenem Preisausschreiben mit. Als Zweitplazierter gewinnt er einen Aufenthalt in einem Nobelhotel in den Bergen. Eigentlich genau den gleichen Preis wie der Gewinner: ein arbeitsloser Werbertexter namens Fritz Hagedorn.
Der Millionär Tobler macht sich nun als armer Mann verkleidet auf die Reise. Sein Diener (so ganz ohne gehts wohl nicht) kommt mit ihm auf die Reise, getarnt als reicher Unternemer und unter strengster Auflage seinen Brotherrn nicht zu helfen. Jedenfalls geraten Toblers Tochter und seine Haushälterin in Panik und warnen das Hotel vor dem verkleideten Millionär. Es kommt, wie es kommen muss - der arbeitslose Hagedorn wird für den Millionär gehalten. Die drei Männer aber freunden sich schnell an und bieten den Unverschämtheiten und Bevorzugungen gemeinsam die Stirn.


Ernst Ludwig Kirchner, Davos im Schnee


Das beruhigende (und vielleicht auch die Schwäche) an der Erzählung ist, dass alle wichtigen Personen das Herz am rechten Fleck haben. Es ist alles recht zuckerlrosa und wolkig und falls jemand sozialkritische Töne erwartet, dann wird man hier enttäuscht. Der Millionär erfährt zwar, dass arme Personen in Luxushotels unerwünscht sind und nicht gerade wohlwollend behandelt werden, aber er fängt deswegen nicht an revoltionäres Gedankengut zu hegen. Er persönlich ist ja nicht so und außerdem ist er ja eigentlich reich und hat die pekuniären Möglichkeiten sich noch an dem garstigen Portier und Hoteldirektor zu rächen (wenn er möchte). Der bitterarme Dr. Hagedorn hat sich trotz seiner Sorgen den Humor bewahrt und wird jetzt gleichsam mit dem "reichen Onkel aus Amerika" belohnt, denn natürlich gibt ihm Tobler (bevor Hagedorn überhaupt weiß, dass Tobler Tobler ist) eine Stelle in seinem Konzern. Und die Tochter gleich dazu. Und alles ist gut. Ein schönes Detail ist übrigens die liebevolle Beziehung zwischen Hagedorn und seiner Mutter (anscheinend war auch Erich Kästner ein Mutterkind).

Das klingt jetzt ja so, als hätte mir das Buch nicht gefallen, obwohl das gar nicht der Fall ist. Es ist was es ist - ein "Lustspiel". Das Schöne ist ja gerade das, dass die Guten sich ins Fäustchen lachen, während die reichen Damen und arroganten Hotelangestellten auf die Naste fallen. Man mag die Figuren Tobler, Hagedorn und Co einfach und die Dialoge sind charmant und witzig. Eine Art Witz den man in der deutschen Literatur selten findet - wobei ich mich dabei gerne korrigieren lasse.
Deswegen die Einordnung in die Kategorie "Wohlfühl-Bücher": Sich einfach unterhalten lassen und die eigene Hoffnung bestärken, dass wenn man immer zu allen nett ist, irgendwann ein Millionär dabei ist, der uns mit Arbeit und Tochter versorgen will. Wahlweise natürlich auch Sohn. Aber damit nehme ich es nicht so genau.




Erich Kästner, Drei Männer im Schnee, 1934












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