Samstag, 30. März 2013

Die Austen Abenteuer #1 - Northanger Abbey



Die Austen Abenteuer...



Northanger Abbey ist eigentlich der erste Roman von Jane Austen, wurde aber zu ihren Lebzeiten nicht publiziert, sondern erst posthum. Ich empfehle Austen Neulingen aber durchaus in der "richtigen" Reihenfolge anzufangen, da Northanger Abbey alle Elemente eines Austen Romans hat und vom Handlungsablauf her gut nachvollziehbar ist, mit leicht zu mögenden (und genau so leicht abzulehnenden) Charakteren.

"No one who had ever seen Catherine Morland in her infancy would have supposed her born to be a heroine."

Pinguin Classics
Der Roman ist vor allem eine Geschichte über das Erwachsen werden. Im Mittelpunkt steht Catherine Morland, 17 Jahre, die in einer winzig kleinen englischen Kleinstadt aufgewachsen ist, wo nie etwas Aufregendes passiert - alles was Catherine vom Leben angeblich weiß hat sie aus Romanen.
Eines Tages ladet das Ehepaar Allen Catherine ein, sie mit nach Bath* zu begleiten und damit kommt sie endlich in Berührung mit der richtigen Welt.
In schneller Folge lernt Catherine in Bath Mr. Henry Tilney und dann etwas später Isabella Thorpe kennen, mit der sie sich schnell anfreundet. Und damit hätten auch alle handelnden Personen mit ihren Familien die Bühne betreten. Für Mr. Tilney - wie kann es anders sein - entwickelt Catherine schnelle eine große Zuneigung und er macht sich wunderbar als "love interest". Charmant, witzig und liebevoll beweist er sich als wahrer Gentleman. Kritik erfährt Mr. Tilney von manchen Lesern für seine teilweise belehrende Art - mich hat das weniger gestört, bedenkt man wie naiv und unschuldig Catherine ist. Schnell merkt man wie wenig Vorbilder Catherine in ihrem Leben hat beziehungsweise wie sehr eine wohlmeinende Freundin fehlt. Und Mr. Tilney ist bei seinen Belehrungen nie herablassend. Besonders interessant finde ich es, dass er es oft sehr genau mit der Ausdrucksweise nimmt und auf der richtigen Verwendung von Wörtern besteht.
IsabellaThorpe ist das Gegenstück zu Catherine. Affektiert, künstlich und auch skrupellos, verfolgt sie ihre eigenen Interessen. Auch im Kontakt mit ihr merkt man Catherines Reifungsprozess. Es lässt sich gut verfolgen, wie ihr nach anfänglicher Verwirrung über Isabells Widersprüchlichkeit, langsam ein Licht aufgeht und sie lernt sich mehr auf ihr eigenes Urteilsvermögen zu verlassen. Die Liebe zwischen Henry und Catherine muss natürlich auch noch ein großes Hinderniss überwinden, aber darauf näher einzugehen würde das Erstlesevergnügen unnötig schmälern...

Northanger Abbey ist eines meiner Lieblingsbücher von Jane Austen (eigentlich sind alle Austen-Bücher meine Liebelingsbücher, aber in einer schwach abgestuften Rangfolge liegt Northanger immer auf einem der Spitzenplätze). Catherine ist ein Charakter der zeitlos ist - es wird immer verträumte und romantische Teenager geben, die sich Schritt für Schritt an ein paar unangenehme Wahrheiten gewöhnen müssen. Und es ist eine realistische Liebesgeschichte, ohne an den Haaren herbeigezogenen Problemen oder zu überzeichneten Schurken. Obwohl es Jane Austen für mich persönlich mit dem Realismus fast übertreibt, wenn sie schreibt...

"Henry was now sincerely attached to her, though he felt and delighted in all the excellencies of her character and truly loved her society, I must confess that his affection originated in nothing better than gratitude, or, in other words, that a persuasion of her partiality for him had been the only cause of giving her a serious thought."

Es entspricht zwar durchaus der Erfahrung, dass oft das Interesse geweckt wird, wenn man das Gefühl hat, die andere Person hat für einen selbst Feuer gefangen (siehe Beatrice und Benedick aus Shakespear's "Much Ado About Nothing"), aber trotzdem blutet mir da mein romantisches Leserherz doch ein wenig.







Wunderbar sind übrigens auch die "Small-Talk-Szenen" in der Geschichte - diese wunderbaren Gespräche auf den Bällen und bei den Spaziergängen, wo jede und jeder sich möglichst vorteilhaft schildert und der anderen Person kaum zuhört.

Jane Austen beschäftigt sich übrigens in dem Buch auch mit dem Genre in dem sie schreibt. Nicht nur sind Catherine und Isabella leidenschaftliche Leserinnen von Ann Radcliff (vor allem "The Mysteries of Udolpho"), auch in den Gesprächen lässt sie immer wieder das Thema aufkommen und meist reagieren die Männer abfällig gegenüber dieser sinnlose Beschäftigung. Jane Austen nimmt sich hier durchaus Raum um das Lesen von Romanen zu verteidigen und macht sich daüber lustig, dass wohl alle diese Bücher lesen, aber niemand es öffentlich zugibt. In einer meiner Lieblingszenen in Northanger Abbey gesteht Mr. Tilney auch solche Bücher zu lesen und gibt freimütig zu "The Mysteries of Udolpho" quasi verschlungen zu haben - I remember finishing it in two days - my hair standing on end the whole time.
Ich meine aber auch leise Kritk an der Unwahrscheinlichkeit mancher Handlungsabläufe solcher Schauerliteratur zu erkennen, da Catherine im Laufe der Geschichte erkennen muss, dass im realen Leben kaum finstere Komplotte mit Ehefrauen in Verliesen geschmiedet werden und das andere Probleme vorherrschend sind.




"Yes, novels; for I will not adopt that ungenerous und impolitic custom so common with novel-writers, of degrading by their contemptuous censure the very performance, to the number of which they are themselves adding - joining with their greatest enemies in bestowing the harshest epithets on such works, and scarcely ever permitting them to be read by their own heroine, who, if she accidentally take up a novel, is sure to tunr over its inisipid pages with disgust. Alas! If the heroine of one novel be not patronized by the heroine of another, from whom can she expect protection and regard?"










*Bath war der klassische Sommerfrische Ort und ist noch immer ein Urlaubsziel. Alle Welt war im Sommer dort - vergleichbar vielleicht mit Bad Ischl in Österreich in der Monarchie.

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