Donnerstag, 18. Februar 2016

Die Enttäuschungen - 2015



Lange nicht gelesen. Was soll ich sagen... Wenn man einmal Pferd gefallen ist, dann lässt mans meistens für eine Weile und wird ungelenkig. Und im Jänner mit einem Jahresrückblick eine glorreiche, viel umjubelnde Rückkehr zu feiern, ist vielleicht etwas für die schlichteren Gemüter. Im Februar einen betrübten Blick auf die ungeliebten Bücher des Jahres 2015 zu werfen, erscheint mir dagegen äußerst elegant.






My Man Jeeves (1919)



Ein Klassiker des britischen Humors über den leicht tolpatschigen Bertie und seinen genialen Butler. Erstmals 1919 veröffentlicht finden sich hier 8 Kurzgeschichten - vier mit Bertie Wooster und seinem Butler Jeeves und die andere Hälfte mit Reggie Pepper (dem Vorläufer für den späteren Charakter von Bertie).

Nach den ersten drei Geschichten hatte ich ein starkes Gefühl von "hast du eine gelesen, hast du alle gelesen". Die Erzählungen laufen alle nach dem selben Schema ab und obwohl die Dialoge durchaus spritzig und witzig sind, so ist die sorgenfreie Upper-Class-Welt von Bertie Wooster für mich einfach zu sehr aus einer anderen Welt.











The Paying Guests (2014)



"She seemed to have lost a layer of skin, to be kissing not simply with her lips but with her nerves, her muscles, her blood."

London 1922 - Mrs Wray und ihre Tochter Francis sind durch Geldsorgen gezwungen einen Teil ihres Hauses zu vermieten. Mit der Ankunft von Lilian und Leonard Barber wird die Routine des Haushalts durcheinander gewirbelt und es kommt zu unvorhergesehenen Emotionen und Verwicklungen mit dramatischen Folgen.

Durch die Kurzbeschreibung am Buchrücken erwartete ich mehr einen Krimi als die verbotenen Liebesgeschichte mit Folgen um die es sich eigentlich handelt. Das ansich hätte ja durchaus eine positive Überrschung sein können, würde die Autorin die nicht vorhandene Handlung durch selbstverliebte sprachliche Stilblüten ungeheuer in die Länge ziehen.









Bel Canto (2001)



In einem südamerikanischen Land wird eine glamouröse Geburtstagsparty gefeiert. Roxanne Coss, die berühmte Sopranistin hält die internationalen Gäste mit ihrer Stimme in Bann. Plötzlich fallen Schüsse, und eine Bande von Terroristen nimmt die ganze Geburtstagsgesellschaft in Geiselhaft. Es gibt keinen Ausweg. Doch niemand ahnt, was die verzaubernde, einende Kraft der Musik in einer lebensbedrohlichen Situation auszurichten vermag..

So viel zur offiziellen Zusammenfassung. Ich habe den Roman bis zur Seite 232 gelesen und kann mich nicht erinnern, dass die verzaubernde Kraft der Musik in der leicht kafkaesken Situation der nicht näher fassbaren Geiselhaft eine tragende Rolle spielt.  Die letzten 145 Seiten sind wahrscheinlich voll Musik, Charakter und sozialem Kommentar.










The Bone Clocks (2014)


 An einem Sommertag im Jahr 1984 trifft der Teenager (das Teenager Mädchen?) Holly Sykes auf eine seltsame Frau, die sie um "Asyl" bittet.
Erst Jahrzehnte später, nach vielen Irrungen und Wirrungen, Zeitsprüngen und Spaziergängen am Rande der Realität, versteht Holly um was für eine Art Asyl die Frau sie gebeten hat...

Das habe ich erwartet. "Metaphysical thriller, meditation on mortality and chronicle of our self-devouring times, this kaleidoscopic novel crackles with the invention and wit that have made David Mitchell one of the most celebrated writers of his generation. Here is fiction at its spellbinding and memorable best."

Und bekommen habe ich einen  vielversprechenden Anfang gefolgt von einer langweiligen Geschichte die sich  in uninteressante Nebenaspekte  und in eine für mich zu verschwurbelte Ideenwelt verlaufen hat.





Kabumm, Kazisch - was für ein furioser Auftakt. Es wird holprig bleiben....






















Montag, 6. April 2015

Die Leiden der jungen Tante | Umzug




Ich möchte ja jetzt gerade an Ostern mein Leiden nicht mit dem unseres Herrn Jesus Christi vergleichen, aber mein Leben ist jetzt auch nicht leicht. Momentan habe ich nämlich eine wahnsinnig gute Ausrede für diesen allzu stillen Blog (der mir eigentlich doch schon sehr am Herzen liegt, aber meine stiefmütterliche Art im Allgemeinen und Speziellen wurde schon an anderer Stelle erwähnt...):
Ich und er ziehen um. Nach inzwischen jahrelangem Pendeln und mühsamen Überlegungen, haben wir den Schritt gewagt in ein winziges Dorf ohne jeglichen sozialen Anschluss zu ziehen, um unseren Arbeitsort näher zu sein und damit vor allem ich am Abend in ein Heim kommen kann. Dieses ständig zwischen zwei Orten hin- und hergefahre tut einer introvertierten Person wie mir, die dringend einen Rückszugsort braucht, nicht gut und ich hoffe außerdem, dass mit verbesserter Wohnsituation auch etwas mehr Leben hier einzieht. Es gibt nämlich mehr als ein Buch über das ich gerne ein paar Worte verlieren würde und ich denke, die zukünftige soziale Abgeschiedenheit wird die Kommunikation mit den Weiten des Internets noch etwas verlockender gestalten, als sie es sowieso schon ist.





Jedenfalls Umzug. Eher eines von den  mühsamen und undankbaren Abenteuern an deren Ende keine Prinzessin wartet. Und ich bin leider keine von diesen laissez-faire Wunderfräuleins, die während sie leichte Konversations betreiben und ein 7-Gänge Menü zubereiten, nebenher auch noch das bisschen Umzug machen. Ich bin vom anderen Ende des Spektrums - verkrampft, übellaunig, hungrig (weil alles Essbare schon verpackt wurde) und am Schluss funktioniert gar nichts. Ein Tausendsassa auf meinem Gebiet eben.
Ich mag Ordnung. Ich mag es, wenn Ding ihren Platz haben. Und es gibt einfach bei jedem meiner Umzüge den Punkt-of-no-return wo ich mitten im Chaos wohne, egal wie gut ich vielleicht nicht geplant hat. Denn während des fröhlichen-in-die-Kisten-Räumens vermehrt sich auf unerklärliche Weise Zeug, anstatt nach den anerkannten Gesetzen der Physik weniger zu werden. Und ich meine wirklich nur Zeug - man hat nicht plötzlich mehr Bücher, über die man sich freuen kann oder wunderschöne Kleider, die man noch nie gesehen hat. Nein - hier sind lauter Haufen aus Büroklammern, halb abgebrannten Kerzen, Cremetuben, Handspiegeln, vereinzeltem Werkzeug, Zauberstäben, Überraschungseierinhalten und ähnlich unsinnigem Zeug und noch mehr Zeug. Und ich laufe wie eine traumatisierte Obdachlose (authentisch in meiner letztbesten Kleidung, weil die guten Sachen sind ja schon verpackt bzw. müssen für die kommenden Wochen geschont werden, wegen zweifelhafter Waschmaschinen Situation) Slalom zwischen diesen Haufen und murmle zornig Unverständliches vor mich hin. Zusätzlich züchte ich mir hier gerade wahrscheinlich ein (für die traumatisierte Obdachlose ebenfalls authentisches) Alkoholproblem an, weil mich erstens die Verzweiflung immer früher zur Flasche greifen lässt und zweitens auch der praktische Gedanke, dass alles was leer ist nicht umgesiedelt werden muss. Ha!


Sonntag, 22. März 2015

Terry Pratchett | Shaking Hands with Death





Terry Pratchett (28. April 1948 - 12. März 2015)









 
 

"Terry took Death’s arm and followed him through the doors and on to the black desert under the endless night."

Samstag, 14. Februar 2015

Roman | Der Trafikant von Robert Seethaler


Österreich 1937. Der 17 jährige Franz Huchel verlässt sein Heimatdorf in Oberösterreich Richtung Wien um dort in einer Trafik das Rauch- und Zeitungsgeschäft zu lernen. In Wien lernt Franz seine erste unglückliche Liebe und den berühmten Siegfried Freud kennen. Und während in Franz versucht mit seinem stürmischen Innenleben fertig und sein Leben zu leben, beginnen weltpoltische Ereignisse die ganz Europa für immer verändern werden.


Roman. Kein & Aber, Zürich 2012



Diese Buch musst ich schon allein wegen dem Titel lesen. Weil ich meine Trafiken vermisse, obwohl ich schon seit einer Weile nicht mehr rauche. Die Trafik ist eine Instition, in Wort und Ort etwas ur-österreichisches.
Und auch wenn die Trafik keine sentimentalen Gefühle in einem hervorruft (sondern vielleicht eher Stirnrunzeln), so lohnt sich das Lesen des kleinen Büchleins durchaus aus.
Robert Seethaler beschreibt hier das Erwachsenwerden eines jungen Mannes in einer Zeit, die mit größeren Problemen beschäftigt ist. Und gerade darin liegt der Wert dieses Romans - indem er ein Schlaglicht auf ein scheinbar kleines Schicksal wirft, wie es zigtausende gab. Viele Namen und Schicksale sind vergessen, viele Grausamkeiten unter Nachbarn und auch Mut und Stirn bieten der Kleinen gegen die Großen. Franz ist naiv, gutgläubig und stolpert gerade seine ersten eigenständigen Schritte.
Der Autor verbindet ein Einzelschicksal mit dem Weltgeschehen durch die Freundschaft zwischen Franz und Sigmund Freud, der kurz davor ist Wien verlassen zu müssen. Leider ist diese Verbindung, wie auch die Freundschaft zu dem Trafikanten Otto Trsnjek die Schwachstelle des Romans. Während die innerne Aufwühlungen von Franz und auch seine unglückliche Liebe zur schönen und herzlosen Böhmin mit der Zahnlücke durchaus nachfühlbar sind, so fallen seine "Männerfreundschaften" seltsam flach. Mir wurde nicht klar warum Franz unbedingt mit Sigmund Freud befreundet sein will, außer das dieser Kunstgriff eine Brücke zwischen Franz und Welt schlägt und daher nur für den Leser oder die Botschaft wichtig ist. Auch zu dem Trafikanten Otto Trsnjek will sich bei mir als Leserin keine echte Verbindung aufbauen, bleibt er doch fast bis zu letzt eine Randfigur. Aber vielleicht hilft einem auch diesere innere Abstand vor den vielen trauigen Verlusten in diesem Buch.











Dienstag, 27. Januar 2015

Zauberlehrling | Fillory - Die Zauberer von Lev Grossman



"Fillory verhält sich zu Harry Potter wie ein Glas Whiskey zu einem Becher dünnen Tees. [...]"
(George R. R. Martin)
 

Quentin Coldwater - hochbegabt, unbeliebt und unglücklich - steht kurz davor eine angesehene Universität zu besuchen ohne wirklich zu wissen ob er das will. In Wahrheit sehnt er sich nach Fillory, dem magischen Ort seiner Kindheit, welcher einer populären Buchreihe beschrieben wird. Alle haben die Fillory Bücher gelesen, doch die meisten lösen sich irgendwann von ihren kindlichen Fantastereien. Aber nicht Qentin und sein Traum soll in Erfüllung gehen: Er wird an einer Zauberschule angenommen. Alles was er sich jemals gewünscht hat scheint in greifbarer Nähe, aber die große Erfüllung will sich nicht einstellen.


fischerverlag.de


Es ist ziemlich offensichtlich was Lev Grossman hier versucht - er versetzt den Sehnsuchtsort magische Schule mit einem ordentlichen Schuß Realität (so weit es das Thema zu lässt).
Hier zaubern von Hormonen und Unsicherheiten gebeutelte Teenager, die in der "wirklichen" Welt eher zu den Getretetenen als zu den Alphatierechen gehört haben. Und schockierender Weise bleiben die alltäglichen Fragen nach dem "warum" und "wohin" auch dann bestehen, wenn man mit speziellen Fähigkeiten ausgestattet.
Die Ausbildung vergeht wie im Flug und dann wird Quentin gemeinsam mit seinen Freunden in die "wirkliche" Welt gesetzt. Mit Geld sind sie versorgt, sie sind jung und haben großartige magische Fähigkeiten - aber wozu?

Lev Grossman nimmt das inzwischen klassische Thema der Zauberschule und entzieht diesem die zwei Grundlagen, die es zu einem sicheren Ort ohne die tägliche Ungewissheit machen: Erstens den guten Allwissenden, der stets zur Stelle ist um zu erklären und zu helfen. Zweitens den bösen Feind, dessen Bekämpfung ungefragt eine erfüllende Aufgabe bietet. Es gibt hier keine allwissende väterliche Figur alà Albus Dumbledore oder Gandalf. Die Schule wirkt weniger wie ein schützender Hafen und mehr wie ein unerklärlicher und verfallener Ort an dem ohne wirkliches Verstehen Zauberei gelehrt wird. Grossman exerziert hier schön, wie sinnlos dann auch das Leben als magisch Auserwählter sein kann und wie Zauberei als Mittel zum Selbstzweck noch weniger erfüllt als Einkaufen gehen. Natürlich öffnet sich in der zweiten Hälfte dann wohl ein Tor in eine magische Welt mit einer ungeheueren Kreatur, aber das Abenteuer läuft vom Aufbau bis zu seinem Ende nicht ganz so wie man es gewohnt ist und ist wahrscheinlich mehr  als ein Vorspiel zu den nachfolgenden Büchern zu verstehen.

Es ist ein gutes Buch, wenn man Geduld mit dem sich selbst ständig hinterfragenden und trübsinnigen Quentin mitbringt (und nachdem ich selbst ein trübsinniger Teenager war, hatte ich damit weniger Probleme). Amosphärisch ist die Geschichte wirklich hervorragend, eine Mischung aus Verfall und Rastlosigkeit, wobei spannend bleibt ob der Autor in den nachfolgenden Büchern es schafft seine Geschichte weiter zu entwickeln - weil drei Bücher über einen jammernden jungen Erwachsenen der ständig ins Leere läuft, wären dann doch etwas anstrengend.



Mittwoch, 31. Dezember 2014

Prosit Neujahr ihr kleinen Schneehasen!



Nachdem ich gerade meine Nägel mit glitzerrotem Nagellack bestrichen habe um mich wahrscheinlich in der nächsten Stunde schlafen zu legen, dachte ich mir, dass ich in diesem hilflosen Zustand (mit frisch lackierten Nägel ist man wehrlos wie ein frischgeborenes Fohlen) genau so gut etwas tippen könnte. Aber sicher keinen Jahresrückblick, weil wie viel Zeit haben wir? Mein Leben ist ungeheuer komplex und vielschichtig. Aber hier ein paar Higlights der letzten Tage beziehungsweise hauptsächlich von gestern:

Seit dem 23. Dezember habe ich ganz allein 7 Flaschen Freixenet ( den in der schwarzen Flasche. nichts anderes kommt mir in die Sektflöte!) getrunken. Die achte Flasche ist gerade in Arbeit. Und es ist vielleicht bigott und kleinkariert, aber ich sage es laut und stolz: ich liebe Sekt! Sekt ist der Champagner der kleinen Tantchen.

Nachdem ich seit einem Jahr so gut wie vergetarisch bis vegan lebe, hab ich gestern versucht souverän Rinderknochen beim Fleischhauer (= Metzger) zu kaufen. Das ist eigentlich keine große Kunst, aber ich wollte wie jemand wirken der ständig nach Knochen von toten (nona!) Tieren verlangt und dann fröhlich mit den diversen Knochen klappert. Aber insgesamt hab ich wahrscheinlich eher verängstigt gewirkt. So als wollte ich Knochen für eine absurde kultische Feier und nicht für eine Suppe.

Damit noch kein Ende der Fleischgeschichten. Ich wollte dem Onkelchen Lungenbraten als Neujahrsmahl vorschlagen und hab einen sehr entsetzten Blick geerntet. Lunge sei nämlich nicht zum Essen gedacht. Warum weiß ich nicht so genau, aber mit Lungenbraten meint man in Österreich nicht die Lunge sondern die Lende. Wir sprechen nämlich quasi Latein und lumbus heißt Lende. Und von lumbus zu lunge ist es nur ein kleiner Sprung. Alles klar?

Feuerwerkskörper waren so ein anderes österreichisches Phenomän. Anscheinden braucht man seit ungefähr zwei Jahren eine spezielle Konzession um so gefährliches Zeug zu verkaufen. Und wenn die Tschechei in der Nähe ist, dann verzichten die Ösimenschen ganz auf diesen Unsinn. Weil die Tschechen brauchen keine Konzession und billiger ist es auch. Für diese Information(en) musste ich bloß mit drei wildfremden Menschen sprechen. Unter anderem mit Angelina. Die war sehr nett.

So. Das wars hier mit dem Jahr 2014. Ich denke das ist ein würdiger Abschluss für meinen eher stiefmütterliche Art diesem Blog gegenüber. Andererseits bin allgemein einfach eher stiefmütterlich, also ist das hier schon eine runde Sache.

Prosit Neujahr!